Es gibt einige Piloten die sich unwohl fühlen, sobald sie zu hoch über das Land / die Berge fliegen. Solange sie sich unter dem Berggrat aufhalten ist alles in Ordnung, doch über Grat, geht der Blick nach unten und das ungute Gefühl breitet sich aus.
Allgemein sprechen solche Personen davon, dass sie Höhenangst hätten. In Wirklichkeit ist es allerdings die Angst hinab zu stürzen. Diese angeborene Angst hat durchaus seine Berechtigung. Grundsätzlich ist Angst etwas positives. In bestimmten Situationen schützt sie uns davor etwas unüberlegtes zu machen, sie ermahnt uns etwas vorsichtiger zu sein und gilt als Warnsignal.
Höhenangst entsteht an ausgesetzten Orten oder eben wenn mit dem Fluggerät über dem Gelände geflogen wird. Die Augen können seitlich keine fixen Punkte mehr ausmachen und sehen nur noch die Höhe nach unten. Reflexartig werden die Stresshormone ausgeschüttet und es folgen die typischen Stressreaktionen, wie veränderter Atem, angespannter Körper, sich drehende Gedanken, negative Bilder vor dem inneren Auge und eingeschränkte Sinneswahrnehmungen. Jeder der unter solchen Symptomen leider, möchte möglichst schnell die angsteinflößende Situation verlassen und geht im Falle des Fliegens zum Landen. Wieder auf festem Boden fühlen sich die betroffenen wieder sicher und wohl.
In Angstsituationen stehen verhaltensmäßig-motorische (z.B. Flucht/Angriff), psychologische (z.B. Ablenkung) oder physiologische (z.B. Regulation des Herzschlags) Strategien zur Verfügung. Eine beliebte Strategie ist das Vermeiden der angstauslösenden Situation. Das ist naheliegend und solange sie die Lebensqualität nicht einschränkt, vollkommen in Ordnung. Wer allerdings hoch und weit fliegen möchte und sich durch die Höhenangst beeinträchtigt fühlt, kann sofern keine traumatischen Erlebnisse oder organischen Gründe vorliegen, mit einem mentalen und physischen Training, seine persönliche Angstschwelle step-by-step nach oben verschieben. Mit einem systematischen Training können sogar die automatisch ablaufenden körperlichen Reaktionen gemildert werden.
Trainierte Piloten haben viele verschiedene Möglichkeiten entwickelt, um ihre Emotionen und körperlichen Reaktionen in potentiellen Gefahrensituationen zu hemmen. Sie erkennen frühzeitig Hinweisreize und können den Angstkreislauf unterbrechen, an der Stelle, an der sie es für sinnvoll halten. Es gibt die Möglichkeit frühzeitig oder etwas später auf die Reize zu reagieren. Eine frühzeitige Kontrolle der potentiellen Gefahrensituation hat den Vorteil, sich vor Überforderung zu schützen. Für diesen „Schutz“ ist es allerdings notwenig auf bereits leichte Reize zu reagieren, die relativ häufig auftreten.
Unerfahrene Piloten kennen die Bedeutung von Hinweisreizen nicht oder nicht besonders gut. Folglich geraten sie unvorbereitet in Situationen die bei ihnen Angst auslösen. Das Angstgefühl ist dabei extrem stark, so dass sie mit einer massiven Reaktion versuchen die Angst zu bekämpfen, dabei wird nur ein Aspekt der Angst bekämpft. Robert Epstein nennt diesen Mechanismus das „Alles-oder-nichts-Prinzip“. Oft sind diese Reaktionen, da unvorbereitet hektisch und unangemessen. Sie führen meist auch nicht zum gewünschten Erfolg. Die Folge ist, dass sich die Personen in ihrer Angst bestätigt fühlen und sich die Angst vergrößert.
Grundsätzlich gibt es vier Ansatzpunkte, um die Angst in den Griff zu bekommen:
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Körperliche Anspannung
Jede Angst geht mit körperlichen Reaktionen einher. Ein Ansatzpunkt ist nun diese körperlichen Anspannungen zu reduzieren oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Wie bereits erwähnt, entsteht das Gefühl der Höhenangst, da im seitlichen Blickfeld keine fixen Orientierungspunkte mehr sind. So geht der Blick nach unten und das Angstgefühl entsteht. Eine Möglichkeit wäre nun neue Orientierungspunkte auf der gleichen Höhe oder noch weiter oben zu finden. Wolken bieten sich hier ideal an. Mit dem Blick zu den Wolken hat der Organismus eine neue Referenz an der er sich orientieren kann und das Angstgefühl wird kleiner oder verschwindet sogar. Außerdem können verschiedenste Entspannungs-techniken eingesetzt werden, um die körperlichen Reaktionen zu minimieren. Beim Fliegen haben sich die Atementspannung oder einzelne Episoden der Progressiven Muskelentspannung bewährt. -
Gedanken kontrollieren
Wer unter Höhenangst leidet, hat oft negative Gedanken, wie „Oh Gott, bin ich hoch, wenn jetzt was passiert...“ Solche oder ähnliche Gedanken sind natürlich wenig hilfreich. Hier kann ein Gedankenstop helfen. Danach sollte überprüft werden, ob dieser Gedanke überhaupt stimmt. Gerade beim Fliegen ist Höhe bekanntlich Sicherheit! -
Mangel an Zuversicht
Viele, die wegen Höhenangst zu mir kommen, haben eine negative Selbstwirksamkeitserwartung. Das bedeutet, sie sind davon überzeugt, dass ihnen hoch oben irgend etwas schlimmes passieren könnte. Durch das Bewusstmachen der eigenen Fähigkeiten und einem positiven Selbstgespräch lässt sich an dem eigenen Selbstvertrauen arbeiten. -
Ablenkung durch irrelevante Gedanken
Während des Fluges kann es sein, dass plötzlich irrelevante Gedanken dazu führen, sich unsicher zu fühlen. Auf einmal kommen Gedanken wie „was mache ich hier überhaupt?“ Hier kann es helfen, die Aufmerksamkeit zurück auf die Aufgabe zu richten. Gedanken kommen und gehen, auch während des Fluges. Diese Gedanken dürfen gerne weiterziehen und Aufgabe „das Fliegen“ im Fokus lassen. Erst wenn an einem Gedanken festgehalten wird, ist er von Bedeutung und kann das Handeln einschränken. Die aufgabenbezogene Aufmerksamkeit kann trainiert werden.
Ziel eines systematischen Trainings gegen die Höhenangst ist es, dem Kopf zu vertrauen. Vom Kopf her wissen die meisten, dass Höhe gleich Sicherheit ist. Durch Mentales Training und dem Einsatz der körperlichen und mentalen Ressourcen während des Fliegens lernt der Körper in kleinen Schritten, diese Tatsache zu akzeptieren. Wichtig ist, sich dabei nicht zu überfordern. Schritt-für-Schritt sich etwas mehr zutrauen und darauf achten, welche Hinweisreize es gibt, helfen die Höhenangst sicher zu überwinden.
Sei nicht allzu frustriert, wenn dir das nicht von Anfang an gelingt. Es ist ganz normal, dass die Überwindung der Angst eine Weile dauert. Auch ängstliche Reaktionen wirken wie Gewohnheiten. Je länger eine Gewohnheit andauerte, desto länger und stabiler wirkt dieses Muster. Ein neues Verhaltens- und Erlebensmuster muss sich erst eingewöhnen. Daher ist es auch wichtig Schritt-für-Schirtt erst kleine und später immer größere Erfolge zu erleben!
Ich wünsche dir viel Aufwind bei der Bewältigung deiner Herausforderungen!
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